Freitags, 18:00 Uhr: ich öffne mein Fester, höre die Glocken. Ich zünde eine Kerze an und schaue in die Flamme. Ich sage Gott, was mich bewegt.
Im März habe ich diese Idee hier im Internet gefunden und von Kollegen übernommen. Im Sommer, als es so lange hell war, habe ich für eine Zeit ausgesetzt (also: keine Kerze angezündet, gebetet habe ich trotzdem). Und dann im November wieder begonnen. Immer Freitags.
Inzwischen ist es ein Ritual für mich und tut so gut.
Heute habe ich eine Kerze angezündet.
Goldenes, warmes Licht.
Und hab gedacht an viele,
deren Geschichten mich in dieser Woche bewegt haben:
an Mütter und Väter, deren Geduldsfäden kürzer werden bei Home-Office und Home-Schooling und die zugleich alles versuchen, um die Stimmung hoch zu halten
an Kinder, die die Schule vermissen – die Gemeinschaft, den Kontakt, die Freunde, die Lehrerinnen und Lehrer
an eine Lehrerin, die nun auch Seelsorgerin ist für Mütter und Väter
an einen, der einen beruflichen Neuanfang wagt
an eine, die ich weinend auf dem Friedhof traf
an eine, die krank ist und sich Sorgen macht
an eine, die mir einen Abend versüßt hat
an einen, der mir fehlt.
Guter Gott,
ich leg sie dir alle ans Herz:
die, deren Geschichten mich nicht losgelassen haben
und die, die nur kurz meinen Weg gekreuzt haben.
Du kennst uns, weißt, was wir brauchen.
Sei da, sei uns nahe, Gott. Amen