14. Mai 2020 – Hochzeitstag
14. Mai 2020 – 14. Mai 2005 … heute vor 15 Jahren haben Günter und ich vor Gott „JA“ gesagt. Und die Erinnerung ist wach: Gospelchor, Saxophonist, Orgel, Kirchenchor, Solisten, Kinderchor… eine volle Kirche mit Familie, Freunden und Gemeinde, eine tolle, rauschende Feier mit gutem Essen und Tanz bis zum nächsten Morgen… wir durften frei feiern und ich erinnere mich heute gerne und fröhlich daran, bin dankbar trotz aller Höhen und auch Tiefen der 15 Jahre Ehe… und gleichzeitig bin ich gerade heute traurig. 2 meiner Kinder woll(t)en 2020 heiraten. Typische Hochzeiten soll(t)en es werden mit 100 Gästen, viele aus anderen Bundesländern, beide Söhne wohnen in NRW. Gemeinsam feiern mit Familie und Freunden, es soll(t)e der schönste Tag im Leben werden…und jetzt? Corona macht einen Strich durch alle Planungen. Noch halten wir alle den Termin frei…“Wir warten ab!“ steht auf der Postkarte, die sie allen Hochzeitsgästen geschrieben haben.
Geduld ist gefragt. Die Unsicherheit müssen wir einfach aushalten: Finden die Hochzeiten statt oder nicht? So geht es wohl vielen Hochzeitspaaren im Moment.
Geduld, Warten, Aushalten…das sind wir kaum gewöhnt. Das fällt uns – für mich kann ich das jedenfalls so sagen – schwer. Mir kommt da ein Bibelvers aus dem Jakobusbrief in den Sinn: „Siehe, der Bauer wartet geduldig auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und den Spätregen.“ (Jakobus 5, 7b) Ja, der Bauer ist es auch heute noch gewohnt zwischen Aussaat und Ernte geduldig zu warten. Und wenn sich meine Eltern früher eine größere Anschaffung wünschten, dann wurde dafür lange und geduldig gespart. Und am Ende wurde die Geduld belohnt: endlich! Heute geht man einfach zur Bank, schöpft aus dem Vollen oder nimmt sich einen Kredit auf. Der „Genuss“ muss halt sofort her.
Hochzeit – Corona – da hilft kein Bankkonto, auch kein Früh- oder Spätregen. Hier ist einfach Geduld gefragt… Geduld, bis wieder gefeiert werden kann. Oder man entscheidet sich anders, so wie einer meiner beiden Söhne: „Das Wichtigste ist, DASS wir heiraten, damit das Kind in eine Familie hinein geboren wird. Auch wenn es erst mal traurig ist und es Tränen gibt, weil wir euch so gerne dabei hätten. Wir werden auch gemeinsam feiern, eben nur später!“ Und ich als Mama denke…“dann um so heftiger, mein Sohn!“
Als Mutter treibt es mir gerade heute an meinem eigenen kirchlichen Hochzeitstag mit den vielen guten und dankbaren Erinnerungen die Tränen in die Augen. Ich denke an meine beiden Söhne und an meine beiden Schwiegertöchter… und bete:
Gott, wir müssen so viel Freude absagen,
so viele Pläne durchstreichen,
so viel Unsicherheit aushalten in uns und um uns herum.
Das tut weh!
Lass uns nicht mutlos werden
in diesen Zeiten, die uns so manchen Verzicht abverlangen.
Lass uns geduldig sein, nicht resigniert.
Lass uns das Warten mit aushalten.
Hilf uns, andere, neue Freude zu suchen und zu finden.
Sei du bei allen Hochzeitspaaren,
die eigentlich jetzt vor dir „JA“ sagen wollen.
Zeig ihnen, dass du da bist,
dass du „JA“ zu ihnen und ihrer Liebe sagst,
dass du auch ohne kirchliche Feier mit im Eheboot sitzt.
Sei mit deiner Liebe in ihrer Liebe!
Schütze, begleite und segne alle Ehen, die frischen, die 15 jährigen und alle anderen auch. Amen.
Es grüßt Sie und euch herzlich Ihre und eure Diakonin Marietta Meffert