Wir sollen unsere Wohnung nur verlassen, wenn es unbedingt nötig ist. Für mich ist das eine ungewohnte Situation. Ich bin jemand, der gerne unterwegs ist. Jetzt, wo ich öfter zu Hause bin, erinnere ich mich an die Frage eines Kindergottesdienstkindes: Marietta, wo wohnt eigentlich Jesus?
Ja, das wäre interessant, einmal zu gucken, wo Jesus wohnt und vor allem WIE Jesus wohnt. Wie wäre er wohl eingerichtet? Mit Ostfriesensofa? Fernsehen und co? Hätte er auch ein so volles Bücherregal wie ich? Ein Büro?
Wo bin ich Zuhause? Diese Frage begleitet mich eigentlich immer. Wir haben gebaut und leben seit ungefähr 2 Jahren nun in unserem Haus in Jheringsfehn. Ist das mein Zuhause? Ja, das Haus ist schön, aber wenn ich ehrlich bin, hänge ich nicht daran. Wo bin ich zu Hause? Ich war im Laufe meines Lebens schon an vielen Orten „zu Hause“ und bin dann doch wieder weitergezogen: in Aachen geboren, in Köln studiert, in den Niederlanden gelebt, in Gießen, in Wetzlar, in Alpen, in Erpel am Rhein, in Ruppichteroth und jetzt hier in Moormerland.
Als Kind war ich ganz selbstverständlich da zu Hause, wo meine Eltern waren, wo mir Geborgenheit, Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt wurden. Für meine Mutter war das anders: sie fühlte sich schon als Kind in den Kriegsjahren zwischendurch heimatlos, weil sie fliehen musste vor den Bomben. Wie viele Kinder fühlen sich heute nicht zu Hause, weil sie vor Kriegsgewalt flüchten müssen?
Wo ist mein Zuhause? Wo finde ich Heimat? Meine vielen Umzüge in immer andere Städte und Landstriche haben mich etwas gelehrt: es gibt nur ein vorläufiges Zuhause, sozusagen eine Heimat auf Zeit, vergänglich und verletzlich, nie so ganz der Himmel auf Erden, aber meistens – Gott sei Dank – gut.
Wenn wir in die Bibel gucken, dann finden wir ganz viele Beispiele von Erfahrungen, die mit Heimatverlust und Heimatfinden zu tun haben: Verlust der „Urheimat“ – des Paradieses, der gleichzeitig verbunden ist mit der Beheimatung von Eva und Adam auf der Erde. Der Auszug Abrahams aus seinem Vaterland in eine neue noch fremde Heimat. Das Volk Israel zieht aus der Knechtschaft in das gelobte Land.
Gott ruft aus der alten Heimat heraus. Gott geht aber auch immer mit in die neue Heimat. Gott ist ein beheimatender Gott! Wir finden Heimat in Gott! Spätestens seit Jesus wissen wir: Gott schenkt ewiges Leben bei sich. Nichts, auch der Tod nicht, kann uns von Gottes Liebe trennen.
Als Kind war ich ganz selbstverständlich da zu Hause, wo meine Eltern waren, wo mir Geborgenheit, Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt wurden. Unser himmlischer Vater beschenkt uns als seine Kinder genau damit, mit Würde und Liebe.
Wo wohnt Jesus? Wenn ich diese Frage Jesus selbst stellen würde, bekäme ich wohl keine genaue Adresse. Ich glaube, er lädt uns vielmehr ein: „Komm mit!“, würde er sagen. Lass dich ein, sieh, höre, fühle, schmecke. Gott in Jesus ist kein definierter Ort, sondern die Kraft der Liebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Hoffnung. Und diese Kraft können wir selbst beherbergen, indem wir unser Herz auf machen für Jesus. Jesus will in meinem Herzen wohnen. Dann finde ich Heimat in Gott.
Gott wir danken dir, dass du uns Heimat gibst in deiner Liebe. Amen.
Bleiben Sie gesund!
Marietta Meffert, Diakonin