Proviant für die Seele

Wed, 01 Jul 2020 15:53:24 +0000 von Imke Metz

In einem Buch las ich, was eine junge Frau über Ihre Großmutter erzählte:
Sie konnte zeit ihres Lebens schlecht sehen, trug eine Brille mit dicken Gläsern, sah immer weniger und zuletzt nichts mehr. Zu ihrer Enkeltochter hatte sie gesagt: „Lern einzelne Wörter aus der Bibel auswendig. Es könnten ja Zeiten kommen, in denen du nichts mehr siehst. Oder nichts mehr zu sagen hast. Oder sprachlos bist oder stumm. Oder nichts mehr hören willst. Oder nicht glauben kannst. Dann sind sie da, die alten Worte.“ Die Oma sammelte Farben, Sonnenlicht und Wörter. Proviant für die Seele. Sie legte sich einen Vorrat an Träumen an, kraftvollen Bildern und Hoffnung. In den guten Tagen bereitete sie sich auf andere Zeiten vor. 
Für die Enkeltochter wurde sie zum Vorbild im Glauben und im Leben. Denn sie hat gelebt, was sie glaubte. Überzeugend. Sie war eine große Dame, vertrauensvoll und kühn. So lernte auch die Enkeltochter auswendig und machte die Erfahrung, dass es stimmte, was die Großmutter gesagt hatte: In sprachlosen Zeiten, wenn mir die Worte fehlten, war es großartig einen Vorrat zu haben. 
 
Ich selbst habe mir in meiner Ausbildung auch so einen Wortschatz angelegt. Habe gute Worte in einem kleinen Buch gesammelt. Viele davon sind Worte aus der Bibel oder Liedverse aus dem Gesangbuch. 
Ich habe es nun nach längerer Zeit wieder zur Hand genommen und mich dabei gewundert, dass viele Worte, die darin stehen inzwischen auch in mir "wohnen". Ich kann sie auswendig, sie begleiten mich, sind für mich wie Proviant für die Seele in schwierigen Zeiten.
 
Haben Sie auch solche Worte? Haben Sie schon einmal überlegt, sie aufzuschreiben, zu sammeln, auswendig zu lernen?  Es lohnt sich!


Ihre Pastorin Imke Metz
Quelle: Imke Metz
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